Dr. Sabine Weigand

Mitglied des Bayerischen Landtags

Auf Denkmalschutztour in Bad Rodach

Pfarramt zieht in die Salvatorkirche

17.09.25 –

Bad Rodach – Die evangelische Gemeinde in Bad Rodach legt sich im wahrsten Sinne des Wortes krumm, um die denkmalgeschützte Salvatorkirche zu ihrem neuen Pfarramt plus Gemeindezentrum umzubauen. Gemeindemitglieder entfernten nach der denkmalfachlichen Erlaubnis ehrenamtlich Bodendielen, bauten Podeste in der 1742 erbauten Gottesackerkirche ab, organisierten ein Fundraising. Das Zupacken brachte viel, aber noch nicht genug. Von den Baukosten von über 2,3 Millionen Euro sind rund 80 000 Euro noch nicht gedeckt.

Der Besuch bei Pfarrer Christian Rosenzweig in Bad Rodach zeigte beispielhaft, vor welchen Problemen Kirchengemeinden in ländlichen Regionen stehen. Die Gläubigen werden immer weniger, im Dekanat Coburg waren es in den 1960er Jahren noch 120 000, heute sind es nur noch 58 000. Zu Bad Rodach gehören noch knapp 2000 Gemeindemitglieder – zugleich muss sich aber wie in der Vergangenheit um sechs Immobilien gekümmert werden.

Das sei nicht zu schaffen, sagte Christian Rosenzweig bei unserem Besuch. Bad Rodachs 1. Bürgermeister Tobias Ehrlicher ergänzte, dass auch aus dem Stadtsäckel kein Geld kommen könne. „Unsere Gewerbe-Einnahmen gehen zurück.“ Aus seiner Sicht ist es grundsätzlich für Kirchen in ländlichen Regionen schwieriger als in großen Städten, aus ihren Immobilien Einnahmen zu erzielen und lukrative neue Nutzungen zu finden.

„Auch in der Politik ist vielen noch nicht bewusst, dass Kirchen auf dem Land vor besonderen Herausforderungen stehen, das müssen wir ändern“, bestätigte Sabine Weigand.

 „Wir wollten jedenfalls unbedingt St. Salvator erhalten, aber von der evangelischen Landeskirche gab es zunächst kein Geld“, erläuterte Pfarrer Rosenzweig. In München sei man der Auffassung, dass sich Friedhofskirchen aus den Erträgen der Bestattungen finanzieren sollen. St. Salvator, 2023 entweiht, musste aber saniert werden, vor allem das Dach. Was tun? Es fiel die Entscheidung, Pfarramt und Gemeindesaal zu verkaufen und beides in der Salvatorkirche neu einzurichten. „Diese Nutzung fördert die Landeskirche jetzt als Modellprojekt mit 820 000 Euro“, sagte Rosenzweig. Das Dekanat gibt rund 150 000 Euro dazu, weil der neue Gemeindesaal in der Kirche von acht Gemeinden genutzt werden soll.

Doch ohne zusätzliche Mittel aus Stiftungen, des Landesamts für Denkmalpflege und privater Förderer ginge es nicht. Für eine Sanierung der Fassade reicht das Geld immer noch nicht. Bis 2026 sollen das Pfarramt im Erdgeschoss und das Gemeindezentrum auf Höhe der Empore als gläserner Kubus in die Salvatorkirche eingebaut sein. Ein Teil der Kirchenbänke wird dazu verwendet, die Fassade eines Technikhauses auf dem Friedhof zu verschalen. Andere Kirchenbänke, Altar und Orgel werden verkauft.

Das Fazit von Pfarrer Rosenzweig: Kirchengemeinden, die oft über 90 Prozent ihrer Einnahmen für Personalkosten ausgeben müssten, könnten kaum finanzielle Rücklagen bilden. Kirchen zu sanieren und umzunutzen sei da kaum zu leisten. Zugleich fielen bei denkmalgeschützten Kirchen schon für die Bauforschung oft hohe Kosten an, in Bad Rodach seien es mehrere 10 000 Euro gewesen. Auch aus dem Denkmalschutz seien deshalb höhere Fördermittel wünschenswert. Dies unterstützte Sabine Weigand: „Bereits jetzt reichen die bayerischen Fördermittel für den Denkmalschutz nicht. Wir müssen dringend neue Förderprogramme für Kirchentransformationen auflegen.“

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