Tour 2021, Tag 14 - Wolfratshausen

02.08.21 –

In Wolfratshausen, im Stadtteil Waldram kreuzten sich die Sommertouren von Johannes Becher, der dieses Jahr rund 220 km zu Fuß entlang den Spuren der Isar wandert und von Sabine Weigand, unterwegs auf Denkmaltour. Emanuel Rüff vom Verein Bürger fürs BADEHAUS Waldram-Föhrenwald e.V. erklärte zunächst die Geschichte des Ortes Waldram. Der heutige Stadtteil Waldram wurde 1940 als NS-Mustersiedlung unter dem Namen Föhrenwald gegründet. Dort lebten etwa 4300 Arbeiterinnen und Arbeiter, viele von ihnen Zwangsarbeiter*innen aus Osteuropa, die unter widrigsten Bedingungen in den Rüstungsbetrieben der Nazis im Wolfratshausener Forst, heute Geretsried, arbeiteten. Nachdem die Unterkünfte keine Bademöglichkeit boten, wurden zu hygienischen Zwecken zwei Badehäuser errichtet; das für Männer steht heute noch und wurde ab 2012 zum Erinnerungsort umgestaltet. In der 2018 eröffneten Ausstellung lässt sich die weitere Entwicklung des Arbeiterlagers ablesen: Nach Kriegende wurden hier Tausende „Displaced Persons“, Wiederstandsfrauen und jüdische Überlebende der Schoah untergebracht. Mikwe und Synagoge entstanden, jüdische Feste wurden gefeiert und Ehen geschlossen, zaghaft entstand kulturelles Leben. Die Föhrenwalder Gemeinschaft währte nur so lange, bis 1957 die katholische Kirche das ehemalige Lager übernahm. Danach wurde Föhrenwald zur neuen Heimat für Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Gebieten im Osten und katholische kinderreiche Familien. Die kulturellen Unterschiede machten ein Zusammenleben unmöglich und so mussten die allermeisten Juden den Ort in Richtung USA oder Palästina verlassen oder aber sie wanderten in die größeren deutschen Städte ab. Anders als in anderen Zwischenstationen hatten die Juden bis 1957, insgesamt 12 Jahre hier gelebt. Das ehemalige Föhrenwald wurde in Waldram umbenannt und alle Straßen erhielten Namen von katholischen Würdenträgern.

Heute noch stehen viele Häuser aus der Lagerphase – es ist zu überlegen, ob hier nicht die Ausweisung eines Ensembles angebracht wäre. Man kam überein, beim Landesdenkmalrat eine Anfrage diesbezüglich zu stellen.

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Denkmalschutz | Denkmalschutztour 2021

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