Stadtplätze klimafit machen für die Zukunft

Pressemitteilung: Fachgespräch zum Thema Plätze im Klimawandel

17.02.22 –

Die Denkmalexpertin der Grünen Landtagsfraktion, Dr. Sabine Weigand, hat am 11. Februar 2022 ein Fachgespräch zu Stadtplätzen im Klimawandel veranstaltet ­­- Weigand: „Wir brauchen Lösungsansätze für unsere Innenstädte. Die müssen wir klimafit machen für die Zukunft, ohne ihre historische Identität und Atmosphäre zu verlieren.“

56 Prozent der Menschen leben in Städten, Tendenz steigend. Das Thema urbaner Resilienz wird immer drängender, Innenstädte heizen sich auf, auch in Bayern wird das Klima zunehmend mediterran. Was zunächst schön klingt, bedeutet Hitze- und Trockenstress für Mensch und Natur.

Die denkmalpolitische Sprecherin der Grünen im bayerischen Landtag, Dr. Sabine Weigand, will den Austausch zwischen Kommunen, dem Denkmalschutz, Stadtplanern sowie Bürgerinnen und Bürgern darüber vorantreiben, wie sich Stadtplätze an die Anforderungen des Klimawandels anpassen lassen. Auftakt war ein Online-Fachgespräch mit Prof. Regine Keller, Inhaberin des Lehrstuhls für Landschaftsarchitektur und öffentlicher Raum an der TU München, Dr. Thomas Gunzelmann vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und dem Nürnberger Stadtplaner Gunter Schramm.

Weigand: „Plätze haben über die Jahrhunderte stets Veränderungen und Funktionswandel erlebt, jetzt sind wir in der Verantwortung, sie so zu gestalten, dass sie auch in Zukunft bei zunehmender Hitze und Trockenheit noch Aufenthaltsqualität bieten.“

Prof. Regine Keller, die hundert Plätze in München untersucht hat, erläuterte im Fachgespräch: „Immer noch sind zu viele Plätze verkehrsdominiert und es fehlt an Grün. Bei Sanierungen wird zu wenig daran gedacht, dass große Pflasterflächen die Hitze speichern und keinen ökologischen Wert haben. Außerdem müssen wir dafür sorgen, dass Regenwasser versickern kann. Die Lösungen sind: Entsiegeln, Befeuchten, Beschatten, Begrünen, Entwässern. Wir brauchen individuell geplante Plätze mit intelligenten Untergründen.“

Dr. Thomas Gunzelmann betonte für das Landesamt für Denkmalpflege, dass der Denkmalschutz durchaus stadtklimatische Veränderungen berücksichtige. „Wir versuchen immer, Lösungen zu finden und auch den Nutzungswandel von Plätzen zu berücksichtigen. Dabei muss der Einzelfall aber immer mit Augenmaß betrachtet werden.  Wir verschließen uns Experimenten nicht, treten aber für einen sensiblen Umgang mit Stadtplätzen im Ensemble ein.“

Die „steinernen Plätze“ des Mittelalters, von denen sich viele in bayerischen Kommunen gut erhalten finden lassen, hätten auch deshalb kein Grün gehabt, weil sich in den Innenhöfen der Häuser Gärten befanden. Funktionen von Orten änderten sich, „Denkmalpflege kann dies berücksichtigen, wenn der historische Charakter eines einzelnen Platzes dabei erhalten bleibt“, sagte Gunzelmann.

Stadtplaner Gunter Schramm brachte als Praktiker die vielfältigen Nutzungsanforderungen an moderne Plätze und Innenstadträume in die Debatte ein. Veranstaltungen, möglichst barrierefreie Fußwege zu Einzelhandel, Gastronomie und Gewerbe, Parkplätze und Aufenthaltsqualität - Plätze müssten vieles leisten. „Die Interessenskonflikte müssen transparent aufgezeigt werden. Dem motorisierten Verkehr wird vor allem in Gemeinden des ländlichen Raumes hinsichtlich der Nutzung öffentlicher Flächen häufig Vorrang eingeräumt. Ziel muss es sein, die Thematik integriert anzugehen und entsprechende Lösungswege zu entwickeln, die möglichst vielen der Nutzungsansprüche gerecht werden. Ein erster Schritt in Richtung Klimafreundlichkeit kann es sein, kleinere Oasen mit Grün (auch vertikal), Bänken und Wasser anzulegen.“

Sabine Weigand ist sich mit dem Expertenkreis ihres Fachgesprächs darin einig, dass „wir einen sensiblen Umgang mit unseren historischen Plätzen brauchen, denn sie prägen das Gesicht unserer Heimatorte. Wir wollen, dass sich Klimaschutz und Denkmalschutz nicht in die Quere kommen, sondern eine Symbiose finden. Dazu braucht es Modellprojekte, Best-Practice-Beispiele und kreative Planungshilfe für die Kommunen.“

Ohne mutige Entscheidungen gehe es nicht, etwa beim Autoverkehr. Weigand: „Wir brauchen Marktplätze statt Parkplätze. Experimentieren wir doch mal, beweisen wir, dass es auch anders gehen kann!“ Dass mittlerweile 60 Prozent der Kommunen bundesweit angeben, zu viel Autoverkehr schränke die Attraktivität ihrer Straßen und Plätze ein, sei ein gutes Zeichen. Und neun von zehn Deutschen wünschen sich laut Umweltbundesamt eine Umgestaltung von Städten mit dem Ziel, Alternativen zum Auto zu schaffen und die Lebensqualität zu erhöhen. „Jetzt müssen wir nur noch gemeinsam mit allen Beteiligten auch umsetzen, was sich die Menschen wünschen“, betonte Weigand.

Hier ist das Fachgespräch in voller Länge zu sehen:

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