Denkmalschutztour 2022 - Unteremmerting

Freifllächen-PV tut Bodendenkmälern gut

12.08.22 –

Im Solarpark Unteremmerting konnte sich die Landtagsabgeordnete Sabine Weigand davon überzeugen, dass PV-Anlagen in der freien Fläche und Bodendenkmäler gut zusammengehen. Die Voraussetzung: Man muss vorausschauend und mit Rücksicht auf archäologische Funde planen.

Wer sich durch die Homepage des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bauen und Verkehr klickt, findet auch Informationen über „PV-Freiflächenanlagen und Denkmalschutz“. Der Tenor: Bodendenkmäler sind nicht von vorneherein ungeeignet als Standorte für Solarparks. Es gilt nur einiges zu beachten. Zum Beispiel müssen die Unteren Denkmalschutzbehörden in die Planungen einbezogen werden, ebenso wie das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (BLfD). Ohne denkmalschutzrechtliche Erlaubnis geht es nicht.

PV-Anlagen schützen Schätze im Boden

„Letztlich ist es für ein Bodendenkmal aber sogar besser, wenn man es mit einer PV-Anlage überbaut, als wenn die Fläche intensiv landwirtschaftlich genutzt wird“, sagte Dr. Jochen Haberstroh, stellvertretender Abteilungsleiter der Bodendenkmalpflege im BLfD. Denn archäologische Funde liegen oft nicht mal einen Meter unter der Oberfläche und werden beim Umpflügen und Bestellen des Bodens leicht zerstört. Unter einer PV-Anlage gibt es im Unterschied dazu kaum Erosionen und die Bodendenkmäler haben ihre Ruhe.

Der Solarpark Unteremmerting ist fünf Hektar groß und ein sogenannter Vermutungsfall. Die Fläche ist also nicht als Bodendenkmal ausgewiesen, es ist aber sehr wahrscheinlich, dass unter der Oberfläche spannende archäologische Reste liegen. „Wir gehen davon vor allem deshalb aus, weil wir seit dem Jahr 2000 wissen, dass rund einen Kilometer entfernt eine feudale Villa Rustica stand“, erklärte die zuständige Gebietsreferentin des BLfD, Martina Pauli. Der Fluss Alz war schon für die Römer ein wichtiger Verkehrsweg, die Bewohne des Landsitzes im ersten Jahrhundert nach Christus scheinen denn auch ziemlich reich gewesen zu sein und gönnten sich zum Beispiel ein Bad mit Mosaiken und eine Zentralheizung.

Viel Keramik gefunden

Als 2019 Grundstücksbesitzer und Landwirt Sebastian Antersberger unweit der spektakulären Funde, die längst wieder bewachsen sind und gut geschützt im Boden liegen, den Solarpark Unteremmerting plante, war klar, dass ohne eine Beteiligung des Denkmalschutzes nichts geht. Ulrich Schlitzer von der beauftragen Grabungsfirma erinnert sich: „Wir haben von den fünf Hektar 930 Quadratmeter untersucht, vor allem dort, wo die Kabeltrassen und Trafohäuschen geplant waren.“ Gefunden wurde vor allem Keramik. „Die Fläche ist wohl nicht nur ein Vermutungsfall, sondern auch ein Bodendenkmal“, sagte Schlitzer.

Umso wichtiger sei es, dass mit der Fläche schonend umgegangen wird, wenn der Solarpark in vielen Jahren womöglich wieder abgebaut wird. „Damit die Fläche wieder landwirtschaftlich genutzt werden kann, muss der Boden gelockert werden. Eine Tiefenlockerung gefährdet jedoch die archäologischen Funde massiv“, sagte Jochen Haberstroh. „Deshalb sind wir froh, dass wir hier in Unteremmerting in dem Vertrag mit dem Hersteller, der Firma Envalue, eine Regelung gefunden haben, die einen schonenden Rückbau vorsieht, der auf die Archäologie Rücksicht nimmt.“ Die Erfahrungen mit dem Solarpark Unteremmerting flössen in andere Verfahren ein, lobten auch Ulrich Schlitzer und Tobias Riegg (BLfD), der ähnliche Projekte betreut.

Modellanlage schützt Funde langfristig

Die 10650 Module der PV-Anlage erzeugen laut Michael Wächter von der Firma Envalue im Peak 5,7 Megawatt Strom. Sebastian Antersberger bereut seine Entscheidung jedenfalls nicht. Auch wenn ihn die Vorgabe ärgert, dass er 20 Prozent der fünf Hektar als unbewirtschaftete Ausgleichsfläche vorhalten muss. „Früher war hier ein Acker und keine wilde Wiese, warum ich da nicht auch auf der Ausgleichsfläche etwas anbauen darf, verstehe ich nicht.“

Sabine Weigand versprach, bei dem Thema in München nachzufassen. Mit Blick auf den Solarpark Unteremmerting stellte sie - ebenso wie die stellvertretende Landrätin und Grünen-Politikerin Monika Pfriender sowie weitere aktive Grüne des Kreisverbands Altötting - fest, dass dieser durchaus das Zeug zu einem Vorzeigeprojekt mit Modellcharakter habe. „So wie hier lassen sich Bodendenkmäler und PV-Freiflächenanlagen gut in Einklang bringen. Damit nutzen wir die erneuerbare Energie gleichsam, um die archäologischen Funde zu schützen. Das ist eindeutig eine Win-Win-Situation, auch für die Landwirte, die ihre Flächen für PV-Anlagen zur Verfügung stellen.“ Weigand wünschte sich jedoch, ebenso wie Monika Pfriender, dass Landwirte besser über die Nutzung der Technik informiert werden. Die Landtagsabgeordnete plant ein Fachgespräch mit dem Bauernverband, um das Thema mit den Praktikern zu vertiefen.

 

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