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27.07.22 –
Ein weiteres Bodendenkmal erwartete Sabine Weigand in der Gemeinde Ippesheim, wo Bürgermeister Schmidt, Christoph Lobinger und Robert Frank vom BLfD, Hermann Popp (Untere Denkmalschutzbehörde im Landkreis Neustadt/A.-Bad Windsheim), Bianca Kilian und Helmut Heitzer vom Heimat- und Weinbauverein Ippesheim, der stellvertretenden Landrätin Ruth Halbritter, Uwe Kekeritz MdB a.D. sowie die Weinprinzessin Alicia die Abgeordnete erwarteten.
Christoph Lobinger führte aus, dass diese Ebene im Vorland des Steigerwald seit dem Neolithikum besiedelt war. Die fruchtbaren Lößböden erlaubten gute Erträge bei der Bewirtschaftung des Landes. So wurden im Zug des Baus eines Möbelhauses in Sichtweite des Treffpunkts vor einigen Jahren Funde aus der Zeit der Linearbandkeramiker entdeckt. Dabei handelt es sich um die älteste bäuerliche Kultur der Jungsteinzeit Mitteleuropas, die vor ca. 8000 Jahren begann. Dementsprechend können nahezu im kompletten Bereich Bodendenkmäler vermutet werden. Dies bestätigte sich beim Bau von Windrädern nahe des Ortsteils Herrenberchtheim. Auch hier mussten Denkmäler ausgegraben und gesichert werden, was beim Bauherrn und der Gemeinde verständlicherweise wenig Freude auslöst.
Für die Installation von Freiflächen-PV konnte eine andere Lösung gefunden werden. Die Module werden nicht mehr im Boden verankert, sondern mittels breiten Betonscheiben fixiert. Damit können Eingriffe in den Boden vermieden werden und die Bodendenkmale bleiben unversehrt.
Sinnvoll ist es, so Lobinger, gleich bei der Bauplanung die Archäologie einzubeziehen. Die Prospektierung durch das Landesamt erfolgt möglichst kostensparend. So werden Erstuntersuchungen voll vom BLfD getragen, mit Außnahme der Kosten, die ohnehin entstehen würden (bspw. Entfernung des Mutterbodens). Grabungen bei Bodendenkmälern werden nicht gefördert, da diese unweigerlich zur Zerstörung des Denkmals führen.
Der markante Bullenheimer Berg, der im Osten die Horizontlinie bildet, war ein Siedlungszentrum der Kelten während der Hallstadt- und Latènezeit (ca. 800 – 15 v.Chr.). Archäologische Funde in den 70er Jahren führten zu zahlreichen Grabungen, teils mit wissenschaftlichem Hintergrund, aber leider oft auch Raubgrabungen. Es gibt Indizien, so Bürgermeister Schmidt, dass der „Berliner Goldhut“ (heute Neues Museum Berlin), der Mitte der 90er Jahre auftauchte und aus einer Raubgrabung stammte, am Bullenheimer Berg gefunden worden sein könnte.
Die hohe Dichte an Bodendenkmälern und das Interesse aus der Bevölkerung begründeten den Wunsch der Gemeinde, die reiche Geschichte greifbar zu machen. Aus diesem Grund wurde mit der Kreisgrabenanlage der Nachbau einer keltischen Anlage in Angriff genommen. Die Verantwortung übernahm der Heimat- und Weinbauverein, der mit wissenschaftlicher Beratung durch Prof. Wolfram Schier (Institut für Prähistorische Archäologie, FU Berlin) und das BLfD anhand von Funden eine solche Anlage rekonstruierte. Helmut Heitzer beschrieb plastisch die Genese der Anlage, deren Funktion bis heute allerdings nicht bekannt ist. Vermutet wird, dass es sich um einen Rundtempel handeln könnte. Vergleichbare Objekte gab es bei Manching und Greding. Eine ausführliche Darstellung des aktuellen Wissensstands zu dieser Zeit, seinen Menschen und Bauwerken liefern zahlreiche Infotafeln rund um die Anlage.
Sabine Weigand lobte das ehrenamtliche Engagement des Vereins und die Spendenbereitschaft der Ippesheimer Bürgerinnen und Bürger. „Obwohl Rekonstruktionen im Bereich des Denkmalschutzes eigentlich nicht gerne gesehen werden, ist hier in Bezug auf Bodendenkmäler ein derartiger Nachbau zielführend. Zu jahrtausendealten Dingen, die unsichtbar im Boden schlummern, ist es für Laien schwer, einen Zugang zu finden. Da macht eine solche Anlage die Vergangenheit im Wortsinn ‚begreifbar‘.“
Kategorie
Archäologie | Bodendenkmal | Denkmalschutz | Denkmalschutztour 2022 | Mittelfranken
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