Besuch in der Neuseser Mühle

04.04.23 –

Im vergangenen Jahr gab es politische Diskussionen um den Zielkonflikt zwischen Naturschutz und Energieproduktion von Wasserkraftwerken. Um sich ein Bild zu machen, ob und was sich geändert hat, besuchte Sabine Weigand MdL, in Begleitung von Barbara Dorfner von den Wendelsteiner Grünen und dem Stadtratskollegen Bernhard Spachmüller die Mühle in Neuses, direkt hinter der Schwabacher Stadtgrenze.

An diesem Standort wird seit Anfang des 15. Jahrhunderts die Wasserkraft der Schwarzach genutzt. Der Bau eines Stauwehrs ist für das Jahr 1404 belegt und 1435 wird die Mühle zum ersten Mal urkundlich erwähnt, wie der aktuelle Besitzer Harald Assenbaum erläuterte. Zusammen mit seinem Sohn Paul führte er die Abgeordnete durch seine Anlage.

Seit 1834 ist die Mühle in Besitz der Familien Weidner-Assenbaum und wurde seitdem konsequent an die Erfordernisse der jeweiligen Zeit angepasst. So wurden bereits 1939/40 Turbinen zur Stromerzeugung eingebaut, die zunächst den Ort Neuses bedienten, aber 1989 ins allgemeine Stromnetz integriert wurden.

Maximal können die beiden Turbinen 96 kWh erzeugen, müssen sich aber der vorhandenen Wassermenge anpassen. Zur Zeit des Besuchs lieferten beide Turbinen ca. 80 kWh, doch im Sommer kann es vorkommen, dass nur eine Turbine läuft und die Strommenge auf 15 kWh zurück geht.

Assenbaum war schon vor Jahren geneigt, freiwillig den Wünschen des Naturschutzes Rechnung zu tragen und eine Fischtreppe einzubauen. Das scheiterte jedoch daran, dass das Wasserwirtschaftsamt als Grundlage für das abzuleitende Wasser vom maximalen Wasserstand ausging, der jedoch nur an wenigen Tagen erreicht wird. Die Investition war dem Eigentümer zu hoch, zumal auch die produzierte Strommenge signifikant verringert worden wäre. „Eine Einzelfallbetrachtung der Stauwehre anstatt Fixierung auf pauschale Werte würde ich mir wünschen“, so Assenbaum. Sabine Weigand konnte das gut nachvollziehen, da in ihrem Fachgebiet Denkmalschutz die Einzelfallbetrachtung der Standard ist.

Noch eindrucksvoller ist das Investment, dass Assenbaum zusammen mit zwei Partnern am anderen Ufer der Schwarzach wagte. Lange gab es am Kanal einen Überlauf, über den Wasser in die Schwarzach abgeleitet wurde. Er brachte die Idee ein, den Überlauf zu versetzen und das abzuleitende Wasser über eine Turbine zu führen. 2002 startete das Projekt und 2007 ging es in Betrieb. An etwa 100 Tagen im Jahr stürzen 4m3 Wasser pro Sekunde über einen Höhenunterschied von 18 m in das Turbinengehäuse und produzieren in der Spitze 640 kWh, ehe das Wasser in die Schwarzach eingeleitet wird. Gesteuert wird die Anlage von der Kanalgesellschaft, die über die Staustufen den Wasserstand in dem Kanalabschnitt regelt.

„Es ist kaum zu glauben, das sich in dem unscheinbaren, scheunenartigen Bau unterhalb der Staatsstraße ein zwei Stockwerke tiefer Raum mit der eindrucksvollen gewaltigen Turbine befindet“, zeigte Weigand sich beeindruckt und gratulierte den Betreibern zu ihrem Mut, dieses Investment gewagt zu haben. „Das ist ein wunderbares Beispiel für den Pioniergeist, den die Wende zu erneuerbaren Energien benötigt.“

Außerdem war es erfreulich, zu hören, dass sich die Wassermühlen in dieser Größenordnung letztlich nichts geändert hat und sie weiterhin den klimaneutral produzierten Strom ins Netz einspeisen können und ihren Beitrag zur Energiewende leisten können.

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