Dr. Sabine Weigand

Mitglied des Bayerischen Landtags

Unterwegs auf Denkmalschutztour in Erlangen

Kirchen als Veranstaltungsräume

12.09.25 –

Erlangen – In Erlangen besuchte Sabine Weigand drei Kirchen, die mit Räumen für Begegnung und Veranstaltungen zusätzliche Einnahmen generieren möchten. Ob alle Konzepte aufgehen, muss sich erst noch zeigen.

Die Hugenottenkirche unweit des Erlanger Bahnhofs besuchte die Denkmalexpertin zusammen mit ihrem Landtagskollegen Christian Zwanziger. Die Kirche gehört der evangelisch-reformierten Gemeinde, die in Erlangen und der näheren Umgebung noch rund 350 Gläubige zählt. Sie sucht seit längerem nach Wegen, um aus ihren Immobilien mehr Einnahmen zu generieren und überlegte deshalb bereits vor vier Jahren, neue, sozial genutzte Räume anzubieten.

„Wir waren uns schon damals sicher, dass wir mehr seelsorgerischen Raum öffnen möchten für die Menschen in der Stadt. Ich halte das für unsere Verantwortung, schließlich waren es einst die Erlangerinnen und Erlanger, die den Bau der Kirche gezahlt haben“, sagte Pfarrerin Susanne Gillmann.

Glaskuben in der Hugenottenkirche

Seit 2024 läuft der Umbau der denkmalgeschützten Hugenottenkirche. Anlass war das marode Dach, im Zuge der Sanierung des beeindruckenden historischen Dachstuhls entstehen auf der Ebene der Empore aber auch zwei neue Veranstaltungsräume – transparente, verglaste Kuben mit Blick in den Sakralraum. Zudem werden die Kirchenbänke aus den 1970er Jahren ausgebaut, die Menschen sitzen künftig im Oval um ein Podest, „wir können uns dort zusätzlich zu den Gottesdiensten auch Konzerte und Lesungen vorstellen“, erklärte Gillmann,

Die Gesamtkosten betragen über 4,9 Millionen Euro, der Synodalverband bewilligte einen Zuschuss und ein günstiges Darlehen. „Ohne das ginge es nicht, denn es ist in Bayern schwer, an Fördermittel zu gelangen, die Verfahren sind kompliziert und langwierig“, sagte Gerhard Dünnwald, Presbyter der Gemeinde und im Leitungsgremium für die Sanierung verantwortlich.

Die Einnahmen aus der Vermietung der neuen Veranstaltungsräume sollen der Gemeinde dringend nötige, zusätzliche Einnahmen bringen. Kreuz & Quer, das Haus der Kirche am Bohlenplatz, ist schon lange ein Ort für kulturelle Veranstaltungen, Fortbildungen und Feiern. „Es stellt sich die Frage, wie viele Veranstaltungsorte Erlangen noch benötigt“, sagte Dr. Julia Illner, Theologin und Leitung von Kreuz & Quer.

Schon in den 50er Jahren wurden Kirchen neu genutzt

1728 erbaut, 1922 von der evangelischen Kirche von den Teutsch-Reformierten übernommen, wurde die ehemalige Christuskirche bereits 1953 zum Gemeindezentrum umgebaut. Schon damals waren es zu wenige Gläubige für die Kirchen in der Erlanger Innenstadt.

Noch vor Einführung des bayerischen Denkmalschutzgesetzes umgestaltet, erinnert heute nur wenig an die einstige Kirche. Der erste Stock ist komplett umgebaut zu einem großen Veranstaltungssaal mit Nebenräumen, im Erdgeschoss finden sich kleinere Seminarräume. „Wir brauchen den Umsatz von rund 200 000 Euro im Jahre, um über die Runden zu kommen“, sagte Julia Illner. Der Freistaat müsse sich überlegen, welche Identität ihm wichtig ist und die Kommunen auf dem Weg der Transformation von sakralen Räumen unterstützen.

Auch in der Neustädter Kirche möchte Pfarrer Thomas Zeitler einen Ort der Begegnung, für Kultur und Austausch, schaffen. Eine City-Kirche hat für ihn auch den Auftrag, sich gesellschaftlichen Debatten zu stellen. Er möchte außerdem mehr Konzerte anbieten, „aber die Technik, die dafür nötig ist, muss immer wieder neu aufgebaut werden und allein das frisst unsere Einnahmen wieder auf.“ Hannover statte aktuell fünf Kulturkirchen dauerhaft mit Technik aus, das sei vorbildlich.

70 Besucher bei den Gottesdiensten seien in der Neustädter Kirche schon viel, „wir müssen uns die Frage stellen, ob wir Kirchen als museale Ort für Touristen erhalten oder ob wir sie beleben wollen, etwa mit Kultur“, so Zeitler. Zusätzlich brauche es auf Landesebene ein Fachgremium, das befindet, was denkmalfachlich in Kirchen möglich sein kann.

In der Sakristei geht die Neustädter Kirche schon länger neue Wege – im Sommer können hier Studierende einen Arbeitstisch inklusive W-lan und Getränken buchen. Schön kühl ist es hier, die Plätze seien gefragt, sagte Zeitler. „Auch weil hier gemeinsam gelernt werden kann und man nicht so allein ist.“

 

 

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Denkmalschutz | Grüne im Landtag | Mittelfranken

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