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08.07.25 –
Sommerhausen - Wie in vielen Gemeinden in Unterfranken hatte auch Sommerhausen bis zur Zeit der nationalsozialistischen Barbarei eine nennenswerte jüdische Gemeinde. Als bauliche Manifestation hat die ehemalige Synagoge die Zeit überdauert, auch dank des frühzeitigen Wegzugs der Jüdinnen und Juden. Sie ist das Ziel des zweiten Tages der Denkmalschutztour 2025.
In den 50er Jahren erwarb das Bischöfliche Ordinariat Würzburg das Gebäude und richtete dort eine Marienkapelle ein. Die Widmung als Marienkirchen über ehemaligen Synagogen hat seit dem Mittelalter eine lange Tradition, als Beispiel ist auch die Nürnberger Frauenkirche zu nennen, und stellt eine zusätzliche Demütigung Menschen jüdischen Glaubens gegenüber dar. Dass ein derart gedankenloser und geschichtsvergessener Akt Mitte des 20. Jahrhunderts noch möglich war, ist eigentlich unfassbar.
Mutige neue Eigentümerin
Seit wenigen Monaten ist Claudia Bartel aus Sommerhausen die neue Eigentümerin des Gebäudes. Mit der Entscheidung, die ehemalige Synagoge zu erwerben, beweist sie großen Mut, denn es ist einiges zu tun. Der Ochsenfurter Restaurator Siegfried Scheder führte von der seit Jahrzehnten zugeschütteten Mikwe im Keller bis unter das Dach. Dabei wurde deutlich, dass die Vorbesitzer leider wenig Wert auf die Zusammenarbeit mit den Denkmalschutzbehörden gelegt haben.
Ziel ist es, im östlichen Gebäudeteil Wohnungen zu schaffen. Der Betraum im westlichen Teil soll als Veranstaltungsort erhalten bleiben. Zwar soll der Fokus auf der jüdischen Geschichte des Ortes liegen, aber grundsätzlich steht der Veranstaltungsraum allen offen. Die Betonung soll dabei auf dem Verbindenden zwischen den Menschen unterschiedlichen Glaubens liegen und nicht auf dem Trennenden. Die kleine Grünfläche um das Gebäude wird als „Garten der Religionen“ gestaltet; dort befinden sich bereits einige Skulpturen.
Sabine Weigand freute sich über diese Entwicklung und ist zuversichtlich, dass das Vorhaben gelingen kann: „Ich sehe hier Menschen in Schlüsselpositionen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, das Projekt zu einem guten Abschluss zu bringen.“
Bürgermeister Wilfried Saak und Alois Fischer in Vertretung des Landrats unterstützen von politischer Seite. Der Sommerhausener Architekt Friedrich Staib, ein ausgewiesener Denkmalexperte, kümmert sich um fachliche Fragen. Die Untere Denkmalschutzbehörde ist mit zwei überaus engagierten und zielorientierten Fachkräften, Birgit Dürr und Theresa Melchior, besetzt. Der zuständige Gebietsreferent des Landesamts für Denkmalpflege, Hans-Christoph Haas, ist gleichzeitig auch Leiter des Querschnittsreferats Jüdisches Erbe – also die fachlich am besten geeignete Person bei der höheren Denkmalschutzbehörde. Das Jüdische Zentrum Shalom Europa, vertreten durch Bezirksrabbiner Shlomo Avrasin, hat ebenfalls großes Interesse am Gelingen des Projekts.
Hervorzuheben ist die Rolle von Inge Eilers. Aus persönlichem Interesse hat sie sich der Erforschung der jüdischen Wurzeln in Sommerhausen verschrieben. Die Ergebnisse ihrer akribischen Arbeit sind auf Schautafeln im Gebetsraum ausgestellt.
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