"Freistaat muss Projekt Second Stage dauerhaft unterstützen"

21.01.22 –

Nürnberg - Die grüne Landtagsabgeordnete Dr. Sabine Weigand informierte sich bei der Arbeiterwohlfahrt in Schwabach über das Modellproject „Second Stage“ – Weigand: „Das bayerische Sozialministerium muss dieses Hilfsprogramm für Frauen, die Gewalt erfahren haben, dauerhaft finanzieren. Die wichtige Übergangshilfe ermöglicht es vielen Betroffenen, nach dem Auszug aus dem Frauenhaus überhaupt erst, ein eigenständiges Leben zu führen. Die Erfolge von Second Stage in Schwabach zeigen das eindrucksvoll.“

Das bayerische Sozialministerium fördert seit 2020 insgesamt 17 „Second Stage“-Modellprojekte. Es handelt sich dabei um bedarfsgerechte Hilfen für gewaltbetroffene Frauen, die nach dem Auszug aus einem Frauenhaus vor der Aufgabe stehen, sich ein neues Leben aufzubauen. Unterstützt werden eine gezielte psychosoziale Beratung der Frauen und ihrer Kinder sowie die Suche nach einer eigenen Wohnung. Die Förderung läuft bis Ende 2022. Ob es dann mit dem Projekt weitergeht, ist offen.

Die Landtagsabgeordnete Sabine Weigand besuchte zusammen mit der grünen Bürgermeisterin von Schwabach, Petra Novotny,die AWO in Schwabach. Diese stemmt das Projekt zusammen mit dem Frauenhaus Schwabach.

Weigand betonte: „Es ist beeindruckend zu hören, dass dank Second Stage weniger Frauen nach dem Auszug aus dem Frauenhaus aus Hilflosigkeit und Verzweiflung zum Täter zurückkehren. Dies ist nur dank des großartigen Einsatzes der Projektverantwortlichen hier in Schwabach möglich, deren Arbeit über 2022 hinaus finanziell abgesichert sein muss. Der Freistaat muss das Programm verstetigen. Ich sehe es als gesellschaftliche Verpflichtung, von Gewalt betroffenen Frauen und ihren Kindern zu helfen.“

Sozialpädagogin Lysett Fuchs leitet seit 2020 das Projekt in Schwabach. Sie hat bislang neun Frauen dabei geholfen, sich ein neues Leben aufzubauen. „Vor Second Stage hatten Klientinnen, die nach der Zeit im Frauenhaus eine eigene Wohnung suchten, so gut wie keine Chance auf dem Mietmarkt. Einige kehrten zum Täter zurück, was auch damit zusammenhängt, dass die Betroffenen sehr oft von diesen finanziell abhängig sind und kein eigenes soziales Netzwerk haben“, so Fuchs. Einsamkeit und Angst seien ebenfalls hohe Hürden. Sie hilft bei der Wohnungssuche, bei Behördengängen, bei der Suche nach einem Job und einer Kita. Sie hört zu, unterstützt bei Asyl- oder Scheidungsverfahren und macht den Frauen Mut. Der Freistaat zahlt ihr 32 Wochenstunden sowie sechs Stunden für eine Kollegin im Frauenhaus.

Weigand stellte klar: „Frauen mit Gewalterfahrung, die kein Netzwerk haben und außerdem vielleicht kein Deutsch verstehen, sind oft völlig hilflos, wenn sie beim Übergang in ein Leben außerhalb der gewaltgeprägten familiären Strukturen nicht kompetent begleitet werden. Second Stage muss ausgeweitet werden. Wir brauchen für diese wertvolle Arbeit mehr Personal und auch Zuschüsse für Sachmittel.“

Nach dem Auslaufen der Modellphase ist laut Christine Heller, Vorständin AWO-Kreisverband Mittelfranken, an eine Mischfinanzierung durch Land und Kommune gedacht, plus eines Eigenanteils des Trägers von zehn Prozent. „Second Stage funktioniert nicht ohne eine hauptamtliche Struktur und ein professionelles Netzwerk“, betonte Heller, „ehrenamtlich und nebenbei ist das nicht leistbar.“ Susanne Lindner, Leiterin des Referats Jugend und Integrationsarbeit im AWO-Kreisverband Mittelfranken, ergänzte: „Second Stage ist auch eine enorme Entlastung für das Frauenhaus in Schwabach, das immer unter Platzmangel leidet. Denn je schneller Klientinnen auf eigenen Füßen stehen, umso schneller finden weitere Frauen dort Hilfe.“

Bürgermeisterin Petra Novotny sicherte zu, sich bei den Haushaltsverhandlungen im Schwabacher Stadtrat für eine kommunale Teilfinanzierung von Second Stage einzusetzen. „Ich halte das für eine sehr wichtiges Maßnahme, deren Unterstützung wir uns als Stadt leisten können müssen. Voraussetzung ist jedoch, dass der Freistaat sich nicht aus der Verantwortung stiehlt.“

Abschließend versprach Sabine Weigand, sich auf Landesebene für das Projekt einzusetzen. „Für die grüne Politik ist es außerdem ein wichtiges Anliegen, dass die Frauenhäuser endlich eine bessere finanzielle Unterstützung bekommen. Auch da muss endlich etwas passieren.“ 

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