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30.07.19 –
Unser zweiter Tag der Denkmaltour führte uns in die Innenstadt von Bayreuth. Ausgehend von der Stadtkirche besichtigten wir die kleinen Gassen der Altstadt, abseits der Touristenströme und neu sanierten Straßen und Plätze. In der Kirchgasse war deutlich zu erkennen, wie Häuser sich entwickeln, wenn Eigentümer über Jahrzehnte nichts investieren. Putz bröckelt, Fenster brechen und gewähren Tauben Einlass in ganze Stockwerke. Direkt daneben, auf den ersten Blick ein neu saniertes schmales Stadthäuschen. Klopft man hier jedoch an die Fassade, so hört man den dumpfen Klang einer Kunststoffdämmung, die auf die Jahrhunderte alten Sandsteinmauern aufgetragen wurde. Bezirksheimatpfleger und Norbert Hübsch, Geschäftsführer des Historischen Vereins für Oberfrankenwaren sich einig, dass die alten Balken und das ursprüngliche Gemäuer darunter innerhalb kürzester Zeit verfallen würden. Hier wurde der Stadt Bayreuth von Seiten aller Anwesenden mangelndes Interesse und fehlendes Engagement attestiert. Der Rundgang führte weiter über den Marktplatz zur Schlosskirche und dem neu sanierten Opernhaus, welches im Besitz der Schlösser- und Seenverwaltung ist. An dieser Stelle drücken Teilnehmerinnen des Rundgangs ihren Unmut darüber aus, dass sich die Stadt nicht ausreichend für den Erhalt des Operncafés eingesetzt hat. Offensichtlich gelte das Interesse der Stadt mehr dem Anlocken von Touristen, als der eigenen Bevölkerung, die mit dem Opernhaus eine wichtige Spielstädte für Veranstaltungen nur noch sehr eingeschränkt nutzen kann. Ein Aspekt, der sich nach Ansicht der Teilnehmer auch in der Spitalgasse zeigt. An dieser Stelle verfällt seit Jahrzehnten ein wunderbar gelegenes altes Sandsteinhaus. Hier wurde in Kombination mit dem daneben liegenden leeren Grundstück die Errichtung eines Mehrgenerationenhauses mit verschiedensten Nutzungen gewünscht.
Zum Abschluss unseres Aufenthalts trafen wir uns in einem neu sanierten Stadthaus, zu einem generellen Gespräch über den Denkmalschutz unter anderem mit dem Bezirksheimatpfleger Prof. Dr. Dippold und Dr. Norbert Hübsch. Diskutiert wurde das generelle Problem, dass zu viel historische Bausubstanz verloren geht. Manche Eigentümer zeigen keinerlei Bereitschaft zur Sanierung, obwohl sie die finanziellen Möglichkeiten dazu hätten und auch Förderung von Seiten des Denkmalschutzes stattfinden könnte. Lieber geben sie ihre Häuser dem Verfall preis. Leider gibt es hier wenig rechtliche Möglichkeiten, Denkmalschutz durchzusetzen. Enteignungen sind kompliziert und langwierig. „Denkmalschutz kann nur in partnerschaftlichen Zusammenwirken von Bevölkerung, Kommunen und staatlichen Behörden gelingen“, meint Sabine Weigand. „Wir müssen bei den Menschen das Bewusstsein schärfen dafür, dass Denkmäler Anker unserer Identität sind und das Gesicht unserer Städte und Dörfer prägen. Ohne sie wären wir ein großes Stück ärmer.“
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