Stadtplätze - Augsburg

05.11.21 –

Es ist inzwischen eine Binsenweisheit, dass Städte sich im Klimawandel stärker aufheizen, als Grünland. Sabine Weigand, Sprecherin für Denkmalschutz in der Grünen Landtagsfraktion ist an dieser Stelle auf einen Zielkonflikt gestoßen. Einerseits ist es aus Klimaschutzgründen erforderlich, Bäume und Grünfläche in Innenstädten zu etablieren. Andererseits wird häufig der Denkmalschutz als Gegenargument angeführt, da „Bäume das historische Erbe im Ensemble stören würden und Blickachsen verhindern könnten“. 

Um sich selbst ein Bild zu machen, will Sabine Weigand einige Ortstermine in unterschiedlichen Städten Bayerns wahrnehmen. Christine Kamm, baupolitische Sprecherin der Augsburger Grünen Stadtratsfraktion, hat eine Tour zu Stadtplätzen in der Augsburger Innenstadt zusammengestellt, um diese Problematik zu diskutieren. Vom Landesamt für Denkmalpflege konnte der zuständige Gebietsreferent Michael Habres teilnehmen und seine Expertise einbringen. 

Obstmarkt: Der Platz dient derzeit in erster Linie als Parkplatz. Wenige mittelgroße Bäume mit kugelartigen Kronen bringen etwas Grün auf den Platz, aber es ist auf jeden Fall Potential vorhanden, hier einen attraktiven Stadtplatz zu ermöglichen. 

Hinter der Metzg: Hier liegt ein Platz im Dornröschenschlaf – attraktive historische Fassaden sowie Baumreihen begrenzen diese Fläche. Mit einem Lärmschutz zur Hauptstraße, Eingängen und Geschäften statt Garagentoren und etwas Kreativität könnte hier ein belebtes Ensemble entstehen. Auch die Wegegestaltung der Fußgängerpassagen von der Karolinenstrasse zum Metzgplatz kann noch besser gestaltet werden. 

Elias-Holl-Platz: Dominiert von der Rückseite des Rathauses, ist hier ein funktionaler Platz entstanden. Die Umrahmung mit Bäumen hätte auf der Südseite des Platzes vervollständigt werden können. Wasser als gestaltendes Element im Zentrum würde einen weiteren Blickfang und gerade im Sommer noch etwas mehr Kühlung bringen. 

Holbeinplatz: Für Christine Kamm ist dieser Platz ein Paradebeispiel, wie Lebensqualität in der Innenstadt aussehen kann. Schattenspendende Bäume, ein Trinkwasserbrunnen, der vorbeiströmende Seitenarm des Lechs und Geschäfte und Gastronomiebetriebe sorgen für ein ständiges Kommen, Verweilen und Gehen der Menschen. 

Maximilianstraße: Die repräsentative Augsburger Prachtstraße ist besonders im Sommer Partymeile und ein bevorzugtes Ziel der Autoposerszene. Kamm betonte, dass es ein Ziel der Augsburger Grünen sei, den Bereich zwischen Merkur- und Herkulesbrunnen für den Kfz-Verkehr zu sperren. Außerdem gebe es Belege, dass die platzartige Straße früher von Bäumen gesäumt war.(ich hab die noch nie gesehen). Die Maximilianstraße soll so mehr Aufenthaltsqualität bekommen und Ort der Kommunikation und des Austausches werden. 

Hallstraße: Hier liegt eine etwas groteske Situation vor, da Schulgebäude durch eine öffentliche Straße getrennt sind und Schülerinnen, Schüler und Lehrpersonal im schulischen Tagesablauf eine befahrene Straße queren müssen. Eine Sperrung der Straße zugunsten der Schulen und die Pflanzung weiterer Bäume wäre angemessen, zumal ausreichend Parallelstraßen vorhanden sind. Sabine Weigand regte an, in diesem Bereich auch öffentliche Nutzungen zuzulassen, beispielsweise eine Skateranlage oder Bocciabahnen. 

Der kleine Rundgang habe gezeigt, wie viel Verbesserungspotential an unseren Stadtplätzen in der Innenstadt wie auch in den Stadtteilzentren schlummert, so Christine Kamm. Wenn wir unsere Innenstadt beleben wollen, Klimaschutz betreiben wollen und gleichzeitig etwas gegen den Leerstand an den Rändern der Innenstadt tun wollen, wenn wir unsere Städte also resilienter gegen Klimawandel und soziale Veränderungen machen wollen, muss man hier ansetzen. Mit Grün, Bänken, Denkmälern und Kunst, Brunnen, Läden, die sich in den Straßenraum öffnen und auch Spielmöglichkeiten für unsere Kleinsten werten wir unsere Plätze wieder auf. Bilder historischer Gestaltungen unserer Plätze können da wertvolle Anregungen geben. 

Michael Habres konstatierte, dass er keine Bedenken gegen die vorgeschlagenen Änderungen habe. Er ist der Meinung, dass von Seiten des Denkmalschutzes keine grundsätzlichen Einwände gegen eine passende Begrünung städtischer Plätze bestehe und die Notwendigkeiten, die Klimawandel mit sich bringt, auch im Landesamt gesehen werde. Natürlich, wie bei allen Entscheidungen in diesem Fachbereich, müsse jeder Einzelfall neu bewertet werden. Er vermutet, dass der Denkmalschutz in Stadt- und Gemeinderäten häufig als Bremsklotz angeführt werde, beispielsweise um den Verlust von Parkraum zu verhindern. 

Zufrieden mit der ersten Station ihrer Tour zu innerstädtischen Plätzen äußerte sich Sabine Weigand. „In Augsburg konnte ich die komplette Bandbreite des Themas erkennen. Manches sieht gut aus, an anderen Stellen ist noch Luft nach oben. Dringend erforderlich sind auf jeden Fall Maßnahmen, die der Aufheizung in dicht bebauten Ensembles entgegenwirken. Dann steigt die Lebensqualität in Innenstädten ebenso wie die Besucherfrequenz, auch wenn weniger Straßenraum für Parkplätze zu Verfügung steht.“

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