Denkmalschutztour 2022 - Litzendorf und Staffelberg

Bodendenkmäler brauchen Schutz

07.07.22 –

Der zweite Tag der Denkmalschutztour führte zunächst ins oberfränkische Litzendorf. Das Thema: Wie vertragen sich eigentlich Bodendenkmäler und moderne Forstwirtschaft? Dr. Andreas Büttner, Referatsleiter für Bodendenkmalpflege am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, erklärte den beiden Grünen Landtagsabgeordneten Dr. Sabine Weigand und Ursula Sowa sowie örtlichen Grünen zunächst die Historie der hallstattzeitlichen Grabhügel im Staatswald bei Litzendorf-Naisa: Seit über 100 Jahren sei bekannt, dass sich hier obertägige Grabhügel befinden. Diese seien in Bayern mittlerweile sehr selten, „sobald ein Landwirt seinen Acker pflügt, sind sie verschleift“, sagt Büttner.

In den Wäldern seien die Grabhügel bis zum Beginn der modernen Fortwirtschaft hingegen ganz gut aufgehoben gewesen, „ „weil aber in den letzten Jahrzehnten immer mehr schweres Gerät im Wald eingesetzt wurde und der Bewirtschaftungsdruck stieg, schadete das ebenfalls den Bodendenkmälern.“ Die meisten obertägigen Grabhügel finden sich in Bayern noch im Allgäu.

Historie anschaulich machen

In Litzendorf-Naisa wurden fünf Grabhügel am Waldrand rekonstruiert, um die Historie der Grablegungen anschaulich zu machen. Frühkeltische Bauern legten den Friedhof mit seinen markanten, bis zu vier Meter hohen Hügeln um 700 vor Christus an, genutzt wurde er rund 300 Jahre lang. Die Pflege der rekonstruierten Hügel sei für die Gemeinde kostspielig, sagte 1. Bürgermeister  Wolfgang Möhrlein. Er wünsche sich eine Unterstützung durch den Landkreis.

Obertägige Bodendenkmäler sind im Bayerischen Denkmalatlas digital erfasst , im Staatswald bei Litzendorf-Naisa sind auf beiden Seiten der Staatsstraße noch 68 gut erhaltene Grabhügel zwischen den Bäumen zu finden. Stephan Keilholz, Forstbetriebsleiter der Bayerischen Staatsforsten, kritisierte, dass Försterinnen und Förster nur unzureichend informiert würden, wenn neue Bodendenkmäler ausgewiesen werden oder sich Flächen verschieben. „Der fehlende Informationsfluss ist genau das Problem. Waldbesitzer wissen auch oft gar nicht, wie sie mit Bodendenkmälern umgehen sollen.“ Büttner verwies auf die „topaktuellen“ Karten im Denkmalatlas, in denen man sich jederzeit informieren könne.

"Gottesgarten" ist von herausragender Bedeutung

Weiter ging es nach Bad Staffelstein. Am Staffelberg traf sich eine bunte Gruppe von Denkmalschützern, Naturschützern und Freunden des Gottesgartens. Der Begriff „Gottesgarten“ wurde von Viktor von Scheffel geprägt, wusste Dr. Thomas Gunzelmann,  Hauptkonservator am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, zu berichten. Der Denkmalschutz sei bemüht, das Dreigestirn Vierzehnheiligen, Banz und Staffelberg von weiteren Überplanungen zu verschonen. Schließlich gehöre dieses Dreieck wegen des einzigartigen Sichtfeldes zu den wichtigsten 100 landschaftsprägenden Denkmalen in Bayern. „Das Denkmal hier steht auf einer Stufe mit Neuschwanstein. Nicht einmal das Schloss Herrenchiemsee hat es auf diese Liste geschafft, weil dort eben das Sichtfeld fehlt“, betonte Gunzelmann.

Andreas Büttner hob in diesem Zusammenhang auch die keltische Stadt Menosgada am Staffelberg hervor. „Die gerade abgeschlossene Zangentorgrabung ist die besten Zangentorgrabung, die es in Europa, wenn nicht sogar weltweit gegeben hat.“ Wobei man das, was der Berg hergibt, nicht allein am Zangentor festmachen könne. Einigkeit bestand dahingehend, dass das keltische Oppidum in seiner Einzigartigkeit erlebbar gemacht werden müsse. Über das „Wie“ entspann sich eine lebhafte Diskussion. Berthold Girschke, Mitarbeiter der Unteren Denkmalschutzbehörde, sagte dazu: „Das muss nicht heute und morgen entschieden werden.“

Nassanger gehört in die öffentliche Hand

Letzte Station an diesem Tag war der Nassanger bei Lichtenfels-Trieb. Derzeit steht der 1693 nach Plänen des Baumeisters Leonhard Dientzenhofer gestaltete Rundbau leer. Nach Erbschaftsstreitigkeiten soll er verkauft werden, wobei sich Dr. Kathrin Gentner vom Landesamt für Denkmalpflege, Sabine Weigand und Ursula Sowa darin einig waren, dass er von der öffentlichen Hand erworben und einer sinnvollen Nutzung zugeführt werden sollte. Dafür wollen sich die Abgeordneten einsetzen.

 

 

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