Dr. Sabine Weigand

Mitglied des Bayerischen Landtags

Denkmalschutztour 2020 Landshut

01.09.20 –

In Landshut kam es zu einem freudigen Wiedersehen mit meiner Kollegin Rosi Steinberger und der ehemaligen Landesvorsitzenden Siggi Hagl in Begleitung von Joseph Wiesmüller vom Verein „Freunde der Altstadt“ und Elisabeth Oberpriller als Vertreterin der Stadt Landshut, etlichen Grünen Stadträt*innen sowie Vertretern der Medien. Am Kriegerdenkmal in der Landshuter Neustadt zu Füßen der Burg Trausnitz diskutierten wir zunächst über die Platzierung und künstlerische Gestaltung des Denkmals, das in außergewöhnlicher Weise an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs erinnert. Das Denkmal wirkt wie ein Fremdkörper im barocken Ensemble. Bei der Sanierung des Platzes wurde über die Versetzung des Denkmals diskutiert, da sich jedoch eine Pattsituation im Gespräch mit den Bürgern andeutete, wurde das Denkmal an seinem Standort belassen. Der Bruch in der Ästhetik des barocken Ensembles steht symbolische für den Zivilisationsbruch, den jeder Krieg für eine Gesellschaft bedeutet, diskutierten die Anwesenden. Vielleicht könnte man dies mittels einer erläuternden Tafel verdeutlichen und damit die Akzeptanz im Stadtbild erhöhen. Eine wesentlich größere Problemstellung fand sich in unmittelbarer Nähe: Hier steht die Martinsschule, die das Ende des Ensembles Neustadt bildet und in städtischem Besitz ist. Der Stadtrat hat beschlossen das Gebäude zu verkaufen und würde mittlerweile sogar einen Abriss genehmigen, was im Widerspruch zur Position des Landesamtes steht, der sich wiederum die Altstadtfreunde angeschlossen haben. Drei Aspekte erschienen Sabine Weigand bei diesem Thema wichtig: „Erstens muss eine Kommune bei der Erhaltung ihrer Denkmäler und Bauten im Ensembleschutz eine Vorbildfunktion einnehmen; schließlich hat der Denkmalschutz in Bayern Verfassungsrang. Zweitens darf eine Kommune ein solches Filetstück mitten in der historischen Altstadt nicht aus der Hand geben. Drittens besteht bei einem Abriss die Gefahr, dass eine unpassende Nachfolgebebauung die historische Sichtachse zur Burg hin irreparabel beschädigen könnte“. Ein negatives Baubeispiel aus der jüngeren Vergangenheit ist das so genannte City Palais, das auf dem ehemaligen Gelände der Koller-Brauerei vor etwa 10 Jahren entwickelt wurde. Damals entstand eine gesichtslose, blockartige Bebauung, die wie ein Störfaktor mitten in der historischen Altstadt wirkt. „Hier haben wir ein Beispiel, wie Bauen im Bestand nicht aussehen darf. Landshut hat damit eine städtebauliche Chance in bester Lage vergeben“, so Weigand. „So etwas sollte nicht wieder vorkommen, zumal für diese Lösung auch noch zwei denkmalgeschützte Häuser geopfert wurden.“ „Zudem hielt sich der Bauherr nicht ihm gegebenen Auflagen und preiste die dafür fälligen Zwangsgelder ganz offensichtlich von vornherein ein“, ergänzte Stadträtin Siggi Hagl. Abgerundet wurde unser Besuch in Landshut mit dem denkmalgeschützte Firmerbräu, dem ältesten Wirtshaus der Stadt. 15 Jahre stand das Denkmal leer, bis es letztes Jahr von der Familie Hopfensberger erstanden wurde. Die neuen Besitzer sanieren derzeit das Haus samt Nachbargebäude in vorbildlicher Absprache mit den Denkmalschutzbehörden. Geplant sind ein Wirtshaus im Erdgeschoss, eine Arztpraxis im ersten Obergeschoss sowie Wohnungen im zweiten Ober- und Dachgeschoss, wobei Wert auf Barrierefreiheit gelegt wird. Probleme bereitete besonders die Statik. Ein Betonanker sowie ein aufwändiges Verfahren beim Fußbodenaufbau sichern zukünftig die Standfestigkeit. Der ehemalige Innenhof wird wieder freigelegt und bietet eine gute Möglichkeit für den Einbau eines Fahrstuhls. Der noch erhaltene gotische Dachstuhl im Nebengebäude, eine Rarität, wird wieder geradegerückt und darunter entsteht neuer Wohnraum. „Mit dieser Sanierung wird Landshut wieder ein Stück alter Wirtshaustradition geschenkt“, lobt Rosi Steinberger das Engagement der Familie Hopfensberger. Von den Anwesenden wurde beschlossen sich nach Fertigstellung der Sanierungsarbeiten in der neuen Gaststube auf ein Bier zu treffen.

Insgesamt 11 Tage mit 22 Terminen umfasste die Denkmaltour „DenkMal grün 2020“ in diesem Sommer. Auch wenn die Tour unter den Einschränkungen durch Corona etwas leiden musste und nur ein begrenztes Publikum zu den Terminen zugelassen war, konnten die Begehungen und Rundgänge mit Masken und einem ausreichend großen Abstand durchgeführt werden. Wieder erwies sich die Tour als Quelle neuer Informationen und Inspirationen. Es zeigte sich erneut, wie wichtig der Kontakt der Politik zu den Menschen vor Ort ist, um aus den Erfahrungen Impulse für die parlamentarische Arbeit mitzunehmen. Wir bedanken uns bei allen Teilnehmer*innen der Rundgänge und Besichtigungen, bei  den Organisator*innen  vor Ort die die Termine ermöglichten und zum reibungslosen Ablauf beigetragen haben, bei allen Vertreter*innen des Landesamtes für Denkmalpflege und der Unteren Denkmalschutzbehörden, den Heimatpfleger*innen , Vertreter*innen der Lokalpolitik, bei den Landtagskolleg*innen und den Denkmaleigentümern, die uns Zugang zu ihren Objekten gewährt haben. Schön, dass Sie dabei waren! Das gesamte Team freut sich auf die Denkmaltour 2021, die hoffentlich wieder unter normalen Umständen stattfinden kann.

 

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Denkmalschutz | Denkmalschutztour 2020

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