Meine Arbeitswoche als Abgeordnete

„Sabine, was machst du denn jetzt als Abgeordnete die ganze Woche so?“

Diese Frage wird mir immer wieder gestellt, und so möchte ich hier eine typische Arbeitswoche für mich als Parlamentarierin in meiner ersten Amtszeit als Grüne Abgeordnete schildern. Am 8. Oktober wurde ich zum zweiten Mal in den bayerischen Landtag gewählt und werde vielleicht ganz andere Aufgaben übertragen bekommen. Das entscheidet sich bis Anfang November 2023, wenn über die Besetzung der Ausschüsse entschieden wird.

Eine typische Arbeitswoche zu schildern ist grundsätzlich gar nicht so einfach wie es scheint, denn jede Woche ist anders. Ein Grund dafür sind die von Woche zu Woche wechselnden Plenarsitzungen im Landtag, die entweder Dienstags, Mittwochs oder Donnerstags stattfinden und die Woche vorstrukturieren. Alle anderen festen Termine passen sich den Plenarsitzungen an.Hier trotzdem mal ein Wochenüberblick aus meiner ersten Amtszeit im Landtag:

Die aktuelle Plenarwoche hat am  Montagmorgen begonnen mit dem Lesen und Bearbeiten von fast sechzig Vorschlägen, die als Preisträger für den Popkulturpreis 2019 eingegangen sind – ungefähr sechshundert Seiten. Ich bin nämlich Mitglied in der Jury des Verbands für Popkulturpreis Bayern. Naja, eigentlich hab ich mit dem Lesen schon am Sonntag angefangen, sonst hätt ich das am Montag nicht geschafft. Am Montagabend ging´s dann mit dem Zug von Schwabach nach München. Manchmal fahre ich auch erst am Dienstag in aller Herrgottsfrühe - je nachdem, ob ich Montagabend eine Veranstaltung in meinem Wahlkreis habe oder einen Termin in München.

Die Dienstage beginnen immer mit dem Checken meines Email-Postfachs und der Abstimmung mit meinen Mitarbeiter*innen. Ab 10:30 Uhr treffen sich die vier Arbeitskreise der Fraktion. Ich bin im Arbeitskreis „Bildung und Kultur“. Zusammen mit 10 anderen Fraktionsmitgliedern, deren Mitarbeiter*innen und den beiden zuständigen Referentinnen stimmen wir hier Anträge und Initiative ab und überlegen, welche wir der gesamten Fraktion vorlegen wollen. Wir sammeln Ideen für Veranstaltungen, tauschen unsere Meinungen untereinander aus und halten uns gegenseitig auf dem Laufenden. Im Anschluss trifft sich um 12 Uhr unserer grünes Team des Ausschusses für Wissenschaft und Kunst. Gemeinsam mit meinen Ausschusskolleg*innen Verena Osgyan und Sanne Kurz bespreche ich die anstehende Ausschusssitzung. Wir gehen sämtliche Tagesordnungspunkte durch und beziehen Stellung zu den einzelnen Punkten. Welche Petitionen werden vorgestellt? Finden Anhörungen statt? Wie stimmen wir über die Anträge ab? All das bereiten wir vor.

Der Nachmittag ist meist gefüllt mit Terminen in München. Als Jurymitglied des Popkulturpreises habe ich diesmal ich an der entscheidenden Sitzung der Preisträger teilgenommen, die in einem Nebenraum der Landtagsgaststätte stattfand. Oft treffe ich mich auch mit Vertretern von aktiven Denkmalschutzverbänden, um anzuhören, wie ich sie durch meine politische Arbeit unterstützen kann. Oder ich habe einen Termin am Landesdenkmalamt, das ein paar Straßenbahnstationen weit weg ist. Sind am Abend keine weiteren Verpflichtungen (oft gibt´s sogenannte Parlamentarische Abende von Verbänden und Organisationen), dann nutze ich die Zeit, um Unterlagen zu lesen oder mich auf anstehende Termine vorzubereiten. Hierfür eignet sich die Ruhe in meinem Münchner Appartement hervorragend, das zwei Minuten zu Fuß vom Landtag entfernt liegt und einer Studentenbude ähnlich ist – mehr braucht´s auch nicht.

Am Mittwoch nehme ich von 9:15 Uhr bis ca. 12:15 Uhr an der Sitzung des Ausschusses Wissenschaft und Kunst teil. Die Fülle der anstehenden Punkte auf der Tagesordnung entscheidet hier, wie lange die Sitzung tatsächlich geht. Wir hören Experten an, diskutieren und beschließen Anträge und bereiten Gesetzesentwürfe vor. Bevor es um 14 Uhr weitergeht, ist Zeit für ein Mittagessen in der Landtagsgaststätte und Gespräche mit meinen Fraktionskolleg*innen. Diese Kontakte sind besonders wichtig, um über zum Beispiel über themenübergreifende Inhalte zu sprechen, gemeinsames Vorgehen abzustimmen und gemeinsame Termine und Veranstaltungen zu vereinbaren. Um 14 Uhr beginnt unsere Fraktionssitzung, die meist bis ca. 17 Uhr geht. Hier werden die Themen aus den Arbeitskreises gebündelt vorgetragen und darüber hinaus wichtige Themen der Woche besprochen. Es wird berichtet, diskutiert und intensiv gearbeitet, um unsere gemeinsamen Ziel voranzubringen. Auch an meinem zweiten Abend in München stehen häufig Treffen mit Gästen der Fraktion, Vorträge oder Diskussionsrunden auf meiner Agenda. Manchmal vertrete ich auch die Fraktion als Gast bei unterschiedlichsten Abendveranstaltungen – eine*r muss immer die grüne Fahne hochhalten.

Am Donnerstag steht in einer solchen Woche ein langes Plenum an. Es geht um 9 Uhr los und endet je nach Tagesordnung erst um 22 Uhr. Während dieser Zeit flitzt man als Abgeordnete*r oft kurz mal aus dem großen Saal, trifft sich mit der Presse oder Leuten aus dem Ministerium. Ich beantworte zwischendrin auch Emails, führe Telefonate oder treffe mich mit Interessensvertretern aus dem Denkmalschutz. Je nach Länge des Plenums nehme ich abends den Zug nach Hause oder – wenn´s einfach zu spät ist - bleibe für eine weitere Nacht in meinem Münchner Appartement.

Am Freitag trifft sich alle 4 Wochen der Landesdenkmalrat, wo ich als Sprecherin für Denkmalschutz meine Partei vertrete. In diesem Gremium werden konkrete denkmalschutzrelevante Fälle aus Bayern beraten und Empfehlungen ausgesprochen. Gleichzeitig ist das Gremium dafür da, eine bayerische Leitlinie im Bereich Denkmalschutz vorzugeben. An den anderen Freitagen nehme ich Termine in meinem Wahlkreis wahr oder besuche Orte und Verbände, die mich in meiner Arbeit weiter bringen. Diese Woche steht zum Beispiel ein Besuch im Bauarchiv Thierhaupten, dem bayerischen Fortbildungs- und Beratungszentrum für Denkmalpflege an. Darüber hinaus habe ich bereits meine Kollegin Anna Toman in ihrem Wahlkreis besucht und mir dort den Geschichtspark Bärnau-Tachov angesehen. In regelmäßigen Abständen finden Freitags um 16 Uhr Stadtratssitzungen in meiner Heimatstadt Schwabach statt, an denen ich als Stadtratsmitglied teilnehme.

Die Wochenenden sind in der Regel etwas ruhiger, wobei ich gerade an Samstagen und  Sonntagen häufig Termine im Wahlkreis wahrnehme. Sei es als Gastrednerin beim Sommerfest des Ortsverbands Pommelsbrunn, als Podiumsteilnehmerin, als Gast bei der kulinarischen Künstlermeile in Rohr oder beim Königsfischen in Katzwang (danke für den Karpfen!!!). Hinzu kommen in der Wintersaison Lesungen in ganz Bayern, bei denen ich einen meiner historischen Romane präsentiere, sei es in Hof, Kulmbach, Roßtal oder Erlangen.

Ungefähr alle vier Wochen ist eine sitzungsfreie Woche und ich muss nicht nach München. In diesen Wochen nehme ich viele Termine im Wahlkreis wahr und lege mir die Termine, die längere Zeit in Anspruch nehmen. Zum Beispiel ein Besuch bei der Gedenkstätte in Flossenbürg oder auch Termine in Städten und Gemeinden, die mit mir Themen aus dem Denkmalschutz besprechen möchten und vor Ort auf Leerstände und verfallende Denkmäler aufmerksam machen wollen.

Da ist also schon ganz schön was los in einer Woche, und ich komme viel rum. Aber genau das ist es ja auch was mir Spaß macht. Die spärliche Freizeit verbringe ich mit meinen Freunden (die leider schon anmahnen, dass ich nicht mehr so viel Zeit für sie habe), mit meiner Familie und bei einem Gläschen Wein in meinem zweiten Wohnzimmer, der Enoteca Olmorisi meines besten Freundes Enzo in Schwabach.

 

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